Nach unseren tollen Eindrücken aus Los Angeles stehen für uns erstmal einige Stunden Autofahrt auf dem Programm, aber auch dies hat ja in den USA durchaus seinen Reiz 🙂 Die Konzentration bleibt trotz etwas einödiger Landschaft hoch, denn riesige Trucks und ordentlich Seitenwind erfordern Wachsamkeit. Gute 2 Stunden später erreichen wir unseren Zwischenstopp – im Nirgendwo…
Vom Silberrausch zur Goldgrube: Calico Ghost Town
Tatsächlich liegt unser „Nirgendwo“ inmitten der Mojave-Wüste im Süden Kaliforniens und trägt den Namen Calico Ghost Town. Die Kulisse dieser Geisterstadt erinnert an Western-Klassiker wie „Zwei glorreiche Halunken“ oder „Vier Fäuste für ein Halleluja“, in Wirklichkeit begründete sich die kurze Blütezeit von Calico im Silber-Bergbau gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Als der Silberpreis dann drastisch in den Keller schoss, wurde Calico zur Geisterstadt und soll heute als Touristenattraktion dienen. Nun stehen wir inmitten dieser Mixtur aus erhaltenen Altgebäuden und mittelprächtigen Nachbauten, allesamt bevölkert mit überteuerten Souvenirläden oder kleinen Bistros und Shops. Das Thermometer ist in der Zwischenzeit durch die Decke geschossen und zeigt stolze 110 Grad Fahrenheit (etwa 43°C) – also rauf auf den höchsten Punkt (Aussichtsplattform ins „Nirgendwo“), eine kurze Getränkeerfrischung und zurück auf den Highway Richtung Nevada.
Nach weiteren 3 Stunden sind wir in Nevada, genauer gesagt überqueren wir nach wenigen Kilometern durch Bullhead City (Arizona) den Colorado River und laufen in Laughlin ein. Wer nicht zufällig schonmal in der Nähe war, dem wird Laughlin genauso wenig ein Begriff sein, wie es bei uns zunächst der Fall ist. Schon beim Schmökern durch den Lonely Planet bin ich auf eine kurzatmige aber einprägsame Beschreibung gestoßen, die Laughlin in genau einem Absatz abfrühstückt: als „Las Vegas für Arme“. Ein anderer Reiseführer sprach vom „dusty retirement village“ (also dem „staubigen Rentnerdorf“) – na, das kann ja heiter werden 😀
Laughlin hat zwar nur knapp 7.000 Einwohner, beherbergt aber die drittmeisten Casinos in ganz Nevada. Die befinden sich allesamt entlang der Hauptstraße am Colorado River und tragen (gemäß dem Vorbild Las Vegas) so berüchtigte Namen wie „Harrah’s“ oder „Golden Nugget“. Den ganz großen Glanz versprüht das Städtchen nicht, aber es ist durchaus gefällig.
Laughlin: Die wohl günstigsten Zimmerpreise in ganz USA
Im Vorfeld tat sich bei uns zunehmende Skepsis auf, denn neben den Schilderungen der Reiseführer gab es noch einen anderen, auffälligen Faktor – verdammt günstige Hotelpreise! Damit meine ich Übernachtungspreise für ein Deluxe Doppelzimmer im 4 Sterne Hotel zwischen 16 und 30 Euro. Pro Nacht, pro Zimmer für 2 Personen zusammen! 😉 Wir nächtigten im Tropicana Express, das wohl wie alle anderen Hotels im Ort die besten Zeiten hinter sich hat, aber dennoch ein vernünftiges Preis-Leistungsverhältnis bietet. Unser Zimmer ist sehr geräumig mit zwei Queensize Betten, etwas altmodisch gestaltet und doch sehr sauber – da kann man für 20 Dollar wahrlich nicht meckern!
Neben einem kleinen Pool im Außenbereich, einigen Shops und dem großen Casinobereich gibt es auch einen Avis-Schalter im Hotel, was für uns letztlich neben dem Preis ausschlaggebend war. Erwähnens- und lobenswert ist in jedem Fall das abendliche All-you-can-eat Buffet, das für schlappe 9,95 Dollar eine große Auswahl bietet und wirklich lecker ist!
Am Abend erkunden wir mal etwas die Umgebung und stellen schnell fest, dass die Zielgruppe wohl in allen Resorts mindestens 60 Jahre alt ist. Dementsprechend bleibt das Unterhaltungsprogramm etwas auf der Strecke, einzig die ‚Chill!‚ Lounge im gegenüberliegenden Collorado Belle lockt mit (zumindest an diesem Abend) guter Livemusik und einer Außenbewirtung. Auf den umliegenden Parkflächen kann man derweil mit Einbruch der Dunkelheit tierische Bekanntschaften mit Waschbären und sogar Stinktieren schließen – letzteren sollte man jedoch nicht unbedingt zu nahe kommen… Zurück im Tropicana Express wagen wir auch die ersten, vorsichtigen Annäherungen mit einer anderen gefährlichen Spezies: den Spielautomaten 😉 Schnell hat sich eine kleine Formation rüstiger Seniorinnen um uns gebildet, die uns begeistert mitteilen, welche Städte („Heidelböörg“) und Personen sie so alles in Deutschland kennen. Mit diesen goldigen Anekdoten geht es für uns in die Koje, denn wir wollen am nächsten Morgen schon um 9 Uhr den Mietwagen in Empfang nehmen.
Shopping-Lüste am Morgen und ein Trip zum Hoover Dam
Schon vor dem Wecker sind wir gegen 6:30 Uhr von der Sonne sanft wachgeküsst worden und nutzen die unchristliche Uhrzeit für einen Spaziergang (mit Kaffee) entlang des Flusses. Die Hotels am Wasser sind alle mit Walkways verbunden und haben zahlreiche Bänke am palmenbewachsenen Ufer – wirklich eine tolle Atmosphäre bei frühmorgendlichen 30 Grad im Schatten!
Während Laughlin erst langsam erwacht, sitzen wir schon mit gepackten Koffern im Mietwagen und steuern zunächst noch kurz das „Preferred Outlets“ Center im Ort an. Diese vergleichsweise recht kleine Mall hat u.a. einige Kleidungs- und Schuhgeschäfte mit (rückblickend) sehr günstigen Preisen, auch ein Levi’s Store mit großer Auswahl ist vorhanden. Ein Besuch ist also durchaus lohnenswert und wird somit als positiver Eindruck der Schlusspunkt unseres Kurzaufenthaltes in Laughlin. Das Fazit: Kein Urlaubsparadies für 2 Wochen, aber eine gute Übernachtungsmöglichkeit mit tollem Preisniveau!
Nun geht es mit großen Schritten in Richtung „Sin City“, Las Vegas. Nach einer guten Stunde auf der US-95 N, dem sogenannten Veterans Memorial Highway, entschließen wir uns, noch einen kurzen Abstecher zum Hoover Dam zu machen. Diese gigantische Talsperre im Black Canyon staut den Colorado River zum Lake Mead auf, der hierdurch eine Fläche von 63.900 Hektar bei 170 Kilometern (!) Länge erreicht. Nicht nur das Bauwerk selbst ist beeindruckend, sondern auch seine Geschichte – schließlich verdankt Las Vegas sein ruhmreiches An- und Aussehen vor allem dem Bau der Talsperre.
Während in Boulder City, wo Tausende der Arbeiter wohnten, Glücksspiel und Alkohol verboten waren, erlebte Las Vegas durch die zahlreichen neuen Besucher einen wahren Boom. Zumindest ein Kurzbesuch am Hoover Dam sollte eingeplant werden, denn die gesamte Anlage (und auch der Ausblick auf den See) ist schon sehr imposant! Ein witziges Detail: Genau in der Mitte der Staumauer verläuft die Grenze zwischen den beiden Bundesstaaten Arizona und Nevada. Dies hat zur Folge, dass zwischen der östlichen und der westlichen Seite der Mauer zur Winterzeit (denn in Arizona gibt es keine „Sommerzeit“) eine Stunde Zeitunterschied herrscht 😀
Nach einigen Erinnerungsfotos heißt es für uns nun wirklich: VIVA LAS VEGAS!