Es ist ein seltsames Gefühl. Ich schlendere zum ersten Mal durch diese Metropole, doch meine Eindrücke schwanken zwischen Ehrfurcht und Vertrautheit. Allzu oft hat man die prägnanten Bauwerke bereits in den Nachrichten, in Spielfilmen oder Dokumentationen gesehen. Und dennoch fühlt man sich auf die Premiere im echten Leben nicht richtig vorbereitet.
Washington DC, das ist weit mehr als einfach nur eine City. Es ist die Hauptstadt des drittgrößten Staates der Welt, Regierungssitz des bekanntesten Politikers unserer Erde, Siedepunkt des amerikanischen Patriotismus – ganz ohne Zweifel das Zentrum der Macht. Doch was einen unnahbaren Hochsicherheitstrakt vermuten lässt, weiß schon nach wenigen Minuten zu überraschen.
Farbenfroh geht es her: Die Kirschbäume stehen in diesen Tagen in voller Blüte und die vielen Wiesen strahlen in sattem Grün. Immer wieder taucht ein Eichhörnchen auf und sucht furchtlos nach einem nussigen Snack. Washington ist ein wahres Paradies für Fußgänger und wirkt wie ein großer Garten. Die vielen Monumente und Sehenswürdigkeiten liegen auf vergleichsweise kleinem Raum beieinander, eingebettet oder verbunden durch idyllische Parkanlagen.
Dieser sympathische Charme lässt mich zeitweise vergessen, dass ich gerade durch eine Metropole mit über 600.000 Einwohnern spaziere. Wer behauptet, dass in den USA eine Stadt der nächsten gleiche, wird spätestens in Washington Lügen gestraft. So wird man in der Hauptstadt eine Skyline zum Beispiel vergeblich suchen, wobei um die Gründe selbst unter den Einheimischen vielerlei Mythen ranken.
Die These, kein Haus der Stadt dürfe höher sein als das Weiße Haus, ist jedenfalls ein Märchen. Das wird mir dann auch klar, als ich nur wenige Meter vom „White House“ entfernt auf die Nordseite von Obamas Residenz blicke. Keine Frage, das Gebäude – formal ganz nüchtern mit der Anschrift „1600 Pennsylvania Avenue NW“ bezeichnet – hat seinen ganz besonderen Reiz und ist ein echter Blickfang. Im Norden kommt man am besten heran und wird nur durch einen knapp 2,50 Meter hohen Zaun (sowie einigen Scharfschützen auf dem Dach) vom mächtigsten Mann der Welt getrennt, offizielle Tickets für Besichtigungen gibt es aktuell leider nicht mehr.
Bizarre Momente lassen sich aber auch vor dem Zaun beobachten – einige Besucher bleiben wie angewurzelt voller Ehrfurcht stehen, andere bekommen glasige Augen oder winken minutenlang dem Gebäude zu 😉 Sonderlich hoch ist jedoch nicht und wird ganz offenkundig gleich von einer Vielzahl an Bauwerken übertroffen.
Eine weitere Theorie besagt, dass die auf dem Dach des Kapitols befindliche Statue „Freedom“ der höchste Punkt der Stadt sein müsse, da sinnbildlich nichts die Freiheit übertreffen könnte. Um es vorwegzunehmen: Tatsächlich gibt es in Washington keine höhere Statue, durchaus aber höhere Gesamtbauwerke. Doch zunächst einmal zum Capitol selbst: Das wohl imposanteste Gebäude in Washington ist eine weitere Machtdemonstration, schließlich beherbergt es den amerikanischen Senat und das Repräsentantenhaus.
Doch nicht nur von außen ist das klassizistische Bauwerk eine beliebte Sehenswürdigkeit, denn im Innern warten tausende Zeugnisse der bewegten, amerikanischen Geschichte. Die kostenlosen (!) Führungen leiten nach einem kurzen Videofilm mit von der „Emancipation Hall“ mit einer beeindruckenden Ansammlung bekannter Statuen hinein in den zentralen Rundbau „Capitol Rotunda“, der neben gigantischen Kunstwerken auch die berühmte Kuppel-Bemalung von Brumidi („The Apotheosis of Washington“) zum Vorschein bringt. Prädikat: absolut sehenswert!
Gegenüber, in der Library of Congress, geht es ähnlich prunkvoll zu und auch hier kosten sowohl allgemeiner Eintritt als auch geführte Touren keinen müden Cent. Eine bemerkenswerte Bildungspolitik, die ich so nicht erwartet hätte: Washington lockt mit über 100 kostenlosen Attraktionen und Sehenswürdigkeiten – von bedeutenden Museen bis hin zum beliebten Smithsonian’s National Zoo. Das ist natürlich auch ein großer Pluspunkt für Besucher aus aller Welt, denn die Nebenkosten vor Ort lassen sich auf diese Weise selbst für Familien sehr gering halten!
In der Library erfahre ich dann übrigens endlich auch den wahren Grund dafür, warum Washington keine Wolkenkratzer besitzt. Es ist schlichtweg gesetzlich so festgelegt, um die Sichtbarkeit der wichtigen Monumente und Memorials zu schützen. Sinngemäß heißt es im „Heights of Buildings Act of 1910“, dass kein Haus höher als die Breite der angrenzenden Straße plus 20 Fuß (6,10 Meter) sein darf – Ausnahmen gelten für Gebäudespitzen, Türme, Kuppeln und Minarette sowie Schornsteine oder Kamine.
Doch auch ohne ohne Hochhäuser spielt Washington vor allem kulturell ganz oben mit! Eine gute Übersicht sehenswerter Museen gibt es beim Smithsonian Institue, das mit insgesamt 18 Einrichtungen in Washington DC den größten Museumskomplex der Welt darstellt – wie gesagt: allesamt völlig kostenlos!
Washington bietet genug Highlights, um gute 5 Tage ohne Langeweile in der Hauptstadt zu verbringen. Für mich stand nach 2 Tagen jedoch bereits der Abschied an, denn es ging weiter durch die CapitalRegion nach Richmond in Virginia. Dazu in Kürze mehr!
Bei der Einreise in Washington kann es je nach Landungszeit – wie überall in den USA – zu Verzögerungen an den „Immigration“-Schaltern kommen. Es empfiehlt sich daher, mindestens 90 Minuten nach der Landung bei etwaigen Mietwagen- oder Shuttle-Buchungen einzuplanen, um nicht unnötig in Zeitverzug zu kommen. ACHTUNG: ESTA-Antrag rechtzeitig vor Abflug überprüfen bzw. (neu) beantragen!
kostenloses WLAN, Bademantel und Badeschlappen, zwei große Flachbild-Fernseher, Kaffee- und Teezubereitung, moderne Ipod-Dockingstation und eine interessante Historie. Um den Jockey-Club im Erdgeschoss des Hauses ranken viele Legenden und auch heute noch ist es ein beliebter Treffpunkt von Diplomaten und hohen Politikern. Das Fairfax Hotel liegt in einer sehr sicheren Umgebung nahe des Dupont Circle mit zahlreichen Shops und Restaurants, ist daher auch gut an den Nahverkehr angebunden.
Alternativen: Auf höchstem Luxusniveau gilt das Four Seasons Washington DC (ab 560 EUR pro Nacht) als Maß aller Dinge, im 3 Sterne-Bereich lohnt ein Blick auf das Washington Plaza mit Zimmerpreisen ab 100 EUR.
Mittags: Wer nach dem Power-Sightseeing einen Lunch-Stopp mit Blick auf das Capitol einlegen will, kann im CharliePalmer leckere Steaks, Salate und Seafood genießen. Und mit einem freundlichen Lächeln zeigt Ihnen vielleicht ein Kellner die atemberaubende Event-Dachterrasse mit einem noch besseren Ausblick auf das Capitol und die Dächer von Washington.
Abends: Vor allem in der Gruppe lohnt sich ein Besuch im CARMINE’S mit XXL-Portionen zum Teilen und gemeinsamen Dinner-Erlebnis. Erstaunlich: Trotz üppiger Quantität, stimmt auch die Qualität! Und nicht nur die Speisen sind groß, sondern auch die Location an sich. Dennoch gemütlich mit authentischem Ambiente!
CapitalRegion USA >>> http://capitalregionusa.de/
Visit US Capitol >>> www.visitthecapitol.gov/
Library of Congress >>> www.loc.gov/visit/
National Gallery of Art >>> http://www.nga.gov/content/ngaweb.html
DC by Foot (gratis) >>> http://www.freetoursbyfoot.com/washington-dc-tours
Die Reise erfolgte auf Einladung der CapitalRegion USA.
Washington ist tatsächlich charmant und entzückend – in Teilen.
Denn bedauerlicherweise hat Washington – wie viele andere Metropolen der USA auch – sehr arme Menschen und sehr arme Stadtteile.
Wie kommt es, dass Sie, werter Namensvetter, davon gar nicht berichten?
Und wie kommt es, dass Sie besonders von den Bauwerken schreiben – und die Menschen der Stadt außen vor lassen?
Denn die Menschenmachen die Stadt wirklich aus!
Hallo Alexander, vielen Dank für deinen Kommentar. Ich verstehe, dass du als Initiator des „Forum für soziale Verantwortung“ (lt. Google) einen anderen Blickwinkel auf Schilderungen und Reportagen in den Medien hast. Ohne Zweifel gibt es auch in Washington sehr arme Menschen, wie in vielen anderen Metropolen der USA ebenfalls. Dies ist jedoch kein rein amerikanisches Problem, sondern begegnet uns überall auf der Welt, selbst im vermeintlich „reichen“ Deutschland. Allerdings muss ich sagen, dass die Armut im Rahmen unserer Reise nicht „auffällig stark“ gewesen wäre oder gar außergewöhnlich augenscheinlich. Dies war z.B. in San Francisco der Fall und dort haben wir es dann auch in unserem Artikel entsprechend angemerkt. Dennoch kann es nicht Sinn und Aufgabe eines Reisemediums sein, solche Punkte dann in den alleinigen Mittelpunkt zu stellen. Wir alle wissen, dass es z.B. in Afrika große Armut gibt und dennoch ist gerade der Tourismus eine große Chance, viele Menschen mittelfristig aus der Armut herauszuholen. Wenn nun alle Reisemagazine plötzlich nur noch das Leid der Waisenhäuser und Slums in den Fokus stellen würden, so wäre auch diese Chance vertan. Gerne freuen wir uns aber über weitere kritischen Ausführungen deinerseits. Viele Grüße
Warst du nicht vor Kurzem erst „drüben“?
Neues Design haben wir eigentlich nicht bzw besteht das aktuelle Design schon seit Dezember. Lediglich das riesige Bild zum „Featured Artikel“ auf der Startseite haben wir weggenommen, damit der Blog schneller lädt. Dadurch wirkt es insgesamt etwas „verwandelt“ 😉
achja, die Staaten. Ich würd auch so gern einmal… 🙂
Danke fürs mitnehmen!
(Sag mal, habt ihr ein neues Design?)
Liebe Grüße!