Die Region rund um Lake Ndutu gilt für die Monate Januar bis Ende März als absoluter Hotspot für Safari-Liebhaber, die in den Genuss der großen Herdenwanderung kommen möchten. Die Great Migration sammelt sich zu Jahresbeginn in der südlichen Serengeti und im benachbarten Lake Ndutu-Gebiet, Hunderttausende Gnus und Zebras bringen hier zumeist im Februar ihren Nachwuchs auf die Welt.
Und erst mit der einsetzenden Regenzeit im April und Mai ziehen die Herden durch die westliche Serengeti in Richtung Norden, stets auf der Suche nach frischen Weideplätzen und ausreichend Wasser. So ist der alljährliche Rhythmus, da sind sich alle Experten einig. Infoseiten wie der Gnu-Finder oder Eyes on Africa haben die Herdenwanderung auch in Karten sehr anschaulich visualisiert.
Nach unserem tollen Aufenthalt am Ngorongoro Krater haben wir drei Nächte in der Ndutu Area eingeplant. Sind voller Begeisterung und Aufregung, Zeugen dieses eindrucksvollen Spektakels zu werden. Wandernde Gnus – wie an einer Linie gezogen bis zum Horizont. Löwen, Hyänen, Geparden – erbarmungslos auf das Festmahl stürzend. Natur pur, der Kreislauf des Lebens. Rückblickend können wir sagen: Soweit die Theorie.
Inhaltsverzeichnis
Die große Herdenwanderung – oder doch nicht?
Bei der Fahrt zum Olakira Camp drehen wir eine längere Schleife durch die Umgebung, machen unter anderem Halt am benachbarten Lake Masek. Hier hat unser Guide letzte Woche noch Zehntausende Gnus und Zebras beim Trinken beobachtet. Wir zählen die Tiere am See, kommen auf zwei Gänse, drei Pelikane und vier Nilpferde im Wasser. Auch sonst herrscht gespenstische Stille, irgendetwas läuft hier verkehrt.
Das Ndutu-Gebiet zählt zur Ngorongoro Conservation Area und erlaubt Offroad-Fahrten, sodass man auch abseits der Pisten ganz nah an die Tiere herankommt. Doch selbst unsere Pirschfahrten querfeldein bringen nicht den gewünschten Erfolg, von Herden weit und breit keine Spur. Wir fahren gut vier Stunden durch die extrem staubige Landschaft, treffen dabei nicht mal auf einzelne Nachzügler. Nur hier und dort eine Gazelle.
Als die Konzentration langsam nachlässt, nehmen wir dann doch eine verdächtige Bewegung wahr. Und tatsächlich: Unter einem der Bäume liegt eine Gepardin ganz gemächlich im Schatten, streckt nur gelegentlich ihren Kopf in die Höhe. Ihre drei Teenager springen verspielt umher. Das wilde Treiben versöhnt uns, ganz ungestört können wir sie aus nächster Nähe beobachten. Die Sonne brennt vom Himmel, es ist heiß und trocken.
Olakira Camp Lake Ndutu: „Glamping“ mitten im Busch
Wir entschließen uns, etwas früher im Olakira Camp einzuchecken und dort den Nachmittag zu entspannen. Das Camp besteht aus nur 9 geräumigen Zelten und wandert mobil mit der Great Migration, es wechselt dafür halbjährlich seinen Standort. Wie alle Lodges der Asilia-Gruppe zählt auch das Olakira Camp zur absoluten Oberklasse der Safari-Unterkünfte und bietet mitten im Busch „Out of Africa“-Gefühl mit Komfort.
Der herzliche Service begeistert uns, wir werden mit strahlenden Gesichtern begrüßt und nach einem Welcome-Drink zu unserem elegant eingerichteten Zelt begleitet. Es ist die moderne Art des „Glampings„: Glamouröses Camping mit bequemen Doppelbetten und allerlei Annehmlichkeiten von der Dusche über Solarlampen bis hin zur Toilette mit Wasserspülung. Jedoch ganz unprätentiös in der Wildnis, ohne umgebende Zäune.
Schon nach wenigen Momenten hat das Olakira Camp unsere Herzen erobert. Die ungetrübte Verbindung zur Natur, die spannende Musik des Busches, nur durch eine dünne Zeltwand von uns getrennt. An Romantik nicht zu übertreffen. Am Abend sitzen wir mit den anderen Gästen aus aller Welt und einem Drink am Lagerfeuer, über uns strahlt der imposante Sternenhimmel. Statt Sitcoms und Gaga-Fernsehen gibt es hier „Bush TV“.
Das freundliche Personal ist stets aufmerksam, dreht mit kleinen Snacks und neuen Getränken seine Runden. Wenig später präsentiert der Chefkoch an der großen Tafel seine Dinner-Kreation persönlich, er sorgt hier fernab der Zivilisation mit einfachsten Mitteln für kulinarische Begeisterung. Das breite Grinsen hat uns nun auch eingeholt, glücklich fallen wir ins Bett und freuen uns auf den nächsten Tag.
Für Tiere und Landschaft kein Segen – seit Wochen kein Regen
Den Weckruf haben wir bereits für halb 6 bestellt. Ein Massai übernimmt nicht nur die Nachtwache und Begleitung nach Sonnenuntergang, sondern bringt uns am Morgen auch Kaffee und Kekse direkt ans Zelt. Wasser wurde auf der Feuerstelle erhitzt und in unser ausgeklügeltes Dusch-System gefüllt. Noch in der Dunkelheit hat der Koch unsere Picknick-Boxen vorbereitet, der neue Tag kann starten.
Unser Fahrer Sebastian begrüßt uns mit den neuesten Infos und Updates der anderen Guides. Demnach haben die Herden auch bereits die westliche und zentrale Serengeti hinter sich gelassen. Sie weiden nun bereits im Norden, sind ihrer Zeit mindestens zwei Monate voraus. Auch der HerdTracker von DiscoverAfrica – eine sehr zuverlässige Quelle für Updates zur Great Migration – berichtet vom ungewöhnlichen Verhalten der Herden.
Der dringend benötigte Regen bleibt weiterhin aus, die Natur spielt ein wenig verrückt. Pech für uns – die Herden sind derzeit außer Reichweite. So hatten wir uns das zwar nicht vorgestellt, aber zwei Punkte machen uns Hoffnung: Einerseits führt unsere Reiseroute noch über die Zentralserengeti (Dunia Camp) bis ins nördlichere Singita Grumeti Reservat. Zudem sollen sich im Gebiet um Lake Ndutu weiterhin zahlreiche Raubkatzen aufhalten.
Viele Geparden mit Nachwuchs, Löwenrudel und sogar Leoparden wurden in den letzten Tagen gesichtet. Sie begnügen sich offenbar mit der derzeit spärlichen Beuteauswahl und haben ihre Territorien nicht verlassen. Nicht alle Jäger begleiten die Herden auf ihrer Rundreise durch das Ökosystem der Serengeti und Massai Mara, die meisten Raubkatzen sind eher standorttreu. Die „Katzensuche“ klingt für uns nach einem Plan, der zumindest einen Versuch wert ist!
Plötzlich sind wir mittendrin im Reich der Katzen
Und plötzlich, als hätte jemand den Schalter umgelegt, fühlen wir uns wie in einem „Best of“ Zusammenschnitt von National Geographic Wild. In den ersten Strahlen des Sonnenaufgangs erwischen wir eine Löwin mit ihrer nächtlichen Beute und fragen uns, wo sie dieses Zebra wohl aufgespürt hat. Im angrenzenden Gras liegt ihr männlicher Begleiter bereits vollgefressen in Rückenlage und gönnt sich eine Auszeit zur Verdauung.
Derweil lauern Geier und einige Adler auf den richtigen Moment, um sich ein Stück vom Mahl zu sichern. Aus dem Gras vernehmen wir ein recht sanftes Maunzen, die Halme beginnen hektisch zu rascheln. Was geht da wohl vor sich? Wir können unser Glück kaum fassen, als kurz darauf vier Babylöwen aus der Deckung tapsen und an einer Pfütze ihren Durst stillen. Sie sind nicht viel größer als eine Menschenhand, zuckersüß.
„Mama“ gibt ein lautes Grummeln von sich und rasch sind sie wieder verschwunden, perfekt getarnt vor potenziellen Gefahren. Wir wollen das junge Familienglück nicht weiter stören und erkunden aufmerksam die nähere Umgebung. Eigentlich sagt man, dass Großkatzen sich gerne fernab ihrer Fressfeinde aufhalten, doch nur wenige hundert Meter weiter huscht ein Leopard durch das Gestrüpp. Er ist zu schnell für unsere Kameras, doch sein Anblick ist ein weiteres Highlight des Tages.
Auf der Astgabelung eines benachbarten Baumes hängen noch die Überreste einer Antilope, die sich die scheue Katze offensichtlich schmecken lassen hat. Anschließend fahren wir hinaus in das trockene Grasland, ideales Gebiet für Geparden. In der stetig zunehmenden Hitze des Tages suchen sie meist Schutz unter schattenspendenden Büschen und Bäumen, womit sie etwas einfacher zu lokalisieren sind.
13 Geparden und letztlich doch noch ein wenig Migration
Insgesamt drei ausgewachsene Gepardinnen und unfassbare 10 Jungtiere laufen uns im Tagesverlauf vor die Linse, darunter drei knuffig-kleine Babys. Sie tollen umher, sind trotz der hohen Temperaturen sehr aktiv und vereiteln ihrer Mutter mit einer Kombination aus Neugier und Tollpatschigkeit letztlich die Jagd auf eine Thomson-Gazelle. Mittagessen abgesagt, aber wer kann es ihnen übel nehmen?
Es ist wie in einer afrikanischen Märchenlandschaft, immer wieder stoßen wir auf neue Entdeckungen und erfüllen unseren Traum von „Katzenbabys“ gleich mehrfach. Als wir freudestrahlend ganz langsam den Heimweg antreten wollen, treffen wir zur allgemeinen Verwunderung dann doch noch auf eine Gruppe aus Nachzüglern der Great Migration. An einem kleinen Wasserloch, etwas versteckt zwischen ein paar Erderhebungen, haben sich einige Hundert Tiere versammelt.
Und auf dem Hügel hinter ihnen pausiert gerade ein hechelndes Löwenpärchen zwischen dem Liebesspiel. Die vorbeiziehenden Gnus und Zebras haben die beiden Turteltauben längst entdeckt und sind in misstrauischer Alarmbereitschaft. Doch die Löwen würdigen die mögliche Beute nicht mal eines Blickes. So bescheren uns die Tage im Ndutu-Gebiet letztlich doch noch unvergessliche Momente und außergewöhnliche Wildlife-Begegnungen.
Da wundert uns selbst die seltene Serval-Katze auf dem Rückweg nicht mehr, die grazil und seelenruhig an uns vorbeiläuft. Die Launen der Natur haben es unter dem Strich noch ziemlich gut mit uns gemeint, nirgendwo sonst auf unserer Reise werden wir auf eine solche Dichte an Raubkatzen treffen. Das Olakira Camp war dafür der ideale Ausgangspunkt und machte seinem Namen alle Ehre: „Olakira“ ist Swahili für „strahlender Stern“.
Mehr Fotos: Lake Ndutu Region (Tansania)
- das Gebiet grenzt zwar (ohne Zäune) an die Serengeti, zählt aber zur Ngorongoro Conservation Area und erlaubt daher Offroad-Fahrten, die im Nationalpark selbst nicht gestattet sind
- es gibt nur eine handvoll permanenter Lodges und Camps um Lake Ndutu, zu den beliebtesten zählen die Ndutu Safari Lodge sowie die recht neue Lake Ndutu Luxury Tented Lodge
- sehr empfehlenswert ist jedoch das mobile Olakira Camp von Asilia, das zwei Mal jährlich seinen Standort wechselt, um näher an den Herden zu sein
- grobe Preisorientierung: ab 400 USD pro Person / Nacht inklusive Vollpension und allen Getränken, saisonale Abweichungen und Sonderangebote über Reiseveranstalter möglich
- unsere Reise hat wieder einmal gezeigt: Natur ist niemals planbar! In den vergangenen 10 Jahren war Lake Ndutu im März sonst immer eine sichere Wette für die Great Migration
- unsere Reise hat ebenfalls gezeigt: auch ohne die großen Herden bleiben viele Raubkatzen standorttreu und bieten in der Ndutu Region tolle Safari-Begegnungen
- Reisetipp: Safari-Rundreise durch Nordtansania mit den Stationen Lake Manyara/Tarangire, Ngorongoro Krater, Lake Ndutu, Serengeti
- Linktipps: Asilia Africa Lodges & Camps (DE) | Outback Africa Reisen | Aktueller HerdTracker DiscoverAfrica | TOP Safari Reiseführer von Philip Briggs (EN) |
Tipps, Hinweise und Infos zur Lake Ndutu Region:
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