Die Florida Keys, eine Ansammlung von über 200 Koralleninseln, sind an sich bereits eine Attraktion. Über 42 Brücken verbinden die Eilande und führen über den beeindruckenden Overseas Highway schließlich nach Key West (Meilenstein 0), dem westlichen Ende der Florida Keys. Dort wo einst Ernest Hemmingway und Tennessee Williams lebten, ist heute ein farbenfroher Mix der Kulturen zu Hause. Unter anderem hat sich hier eine große homosexuelle Community eingefunden, die bedeutend zum heiteren Nachtleben beiträgt.
Tourismusmagnet ist neben dem Mallory Square mit allabendlicher „Sunset Celebration“ und zahlreichen Attraktionen ohne Zweifel die Markierungstonne Southernmost Point of Continental U.S.A.. Das ist zwar strenggenommen gar nicht korrekt, denn tatsächlich liegt der südlichste Punkt von Key West nebenan auf einem Gelände der US Navy und ohnehin handelt es sich bei Key West um eine Insel (ähnlich wie Hawaii), weshalb der wirklich südlichste Punkt des kontinentalen (!) Amerikas unspektakulär ganz ohne Markierungsschild in den Everglades liegt. Macht aber nix, das typische Erinnerungsfoto gibt es natürlich trotzdem 😉
Bubble Butt – der Star im Turtle Hospital Florida Keys
Die wirklichen Stars der Florida Keys heißen jedoch weder Hemmingway noch Williams, sondern „Bubble Butt“ und „Jax„. Bubble Butt war als junge Schildkröte noch nicht sehr schnell und kannte vor allem noch nicht alle Gefahren im Meer, als er tragischerweise von einem Boot angefahren wurde. Die kleine grüne Schildkröte überlebte den Unfall – allerdings mit einem stark verformten Panzer. Durch den Zusammenstoß bildete sich eine mit Luft gefüllte Beule in seinem Panzer, die ihm seinen ungewöhnlichen Namen einbrachte und Bubble Butt zu einer tragischen Berühmtheit machte. Weil Schildkröten ihr ganzes Leben lang wachsen, wächst auch die Luftblase in Bubble Butts Panzer stetig weiter. Und ich nehme an, ihr wisst schon worauf das hinausläuft – sein Panzer ist seit dem Unfall quasi ein Luftballon, der ihn davon abhält richtig tauchen zu können.
Gut für die Meeresschildkröte, dass es auf dem Key Marathon in Florida das Turtle Hospital gibt, welches die kleine Schildkröte damals rettete und mit innovativen Heilmethoden echte Pioniersarbeit leistete. Tatsächlich ist Bubble Butt nicht die einzige Schildkröte mit einem verformten Panzer – jährlich gibt es leider unzählige Zusammenstöße zwischen Booten und Meeresschildkröten, die nicht schnell genug ausweichen können. Doch er wurde zum Namensgeber für das Syndrom an sich und gleichzeitig zum Hoffnungsträger für Tierfreunde, da seine Geschichte um die Welt ging und vielleicht wenigstens etwas Aufmerksamkeit für die menschlichen Auswirkungen schaffte. Dank eines Bleigewichtes, welches die Experten des Turtle Hospitals auf Bubble Butts Panzer befestigt haben, kann er heute zumindest wieder tarieren und tauchen. Andere Patienten haben große Fischerhaken von sogenannten Langleinen verschluckt oder wurden von Haien attackiert.
Neben dem kleinen Star leben noch vier andere Schildkröten dauerhaft in dem Krankenhaus, weil sie wegen der Schwere ihrer Verletzungen nicht mehr zurück ins Meer entlassen werden können. Viele andere Schildkröten jedoch, die beispielsweise mit Tumoren eingeliefert wurden, konnte das Turtle Hospital erfolgreich behandeln und die Meeresbewohner nach deren Genesung wieder in ihre natürliche Umgebung zurückbringen. Neben der wichtigen Hilfsarbeit „am Tier“ leistet das Hospital vor allem Aufklärung zum Schutz der Meeresbewohner. So beginnt jede Führung durch das Hospital mit einem Briefing, welches über die verschiedenen Schildkrötenarten, deren Fressgewohnheiten und natürlich über die Gefährdung durch uns Menschen aufklärt. Die Tour dauert etwa eineinhalb Stunden und ist auch für Kinder geeignet, sie hat uns emotional jedoch immer wieder einen schweren Kloß im Hals bereitet. Wir haben sehr viel Neues über unsere Tauchpartner auf Barbados gelernt und sie dadurch noch mehr in unser Herz geschlossen. Unbedingt selbst erleben!
Besuch im Dolphin Research Center
Nur wenige Fahrminuten vom Turtle Hospital entfernt lebt Jax. Der sieben Jahre alte Delfin lebt sein zweites Leben im Dolphin Research Center, welches sich auf Grassy Key in Florida befindet. Als Jax unngefähr acht Monate alt war, fand man ihn in einem Fluss bei Jacksonville (daher sein Name), wo er fast regungslos und alleine im Wasser trieb. Der junge Delfin wurde offensichtlich von einem Hai angegriffen und erlitt schwere Verletzungen an Rückenfinne und Fluke sowie Bisswunden am Körper. Jax überlebte den Angriff und wurde nach seiner Rettung nach Panama City (Florida) in den dortigen Marine Park gebracht, bevor er einige Zeit später ins Dolphin Research Center einzog. Hier hat er eine neue Familie gefunden und ist für viele Mitarbeiter und Besucher aufgrund seiner Geschichte ein wahrer Held und Liebling unter allen „Flippern“.
Tatsächlich lebte Mitzi, eine von vier Fernseh-Flipper-Delfinen hier auf Grassy Key im heutigen Dolphin Research Center. Nachkömmlinge der Dame leben noch heute in den Salzwasser-Lagunen, die nichts mit einem Swimmingpool in vielen Delfinarien gemeinsam haben. Statt diese faszinierenden Tiere in glasklarem Schwimmbad-Wasser durch Ringe springen zu lassen, haben sie hier echte Rückzugsmöglichkeiten und entscheiden selbst, ob sie aktiv am Besucherprogramm teilnehmen möchte. Das Research Center handelt nach der Auffassung, dass je mehr der Mensch über Delfine weiß, desto mehr wird er versuchen diese zu schützen. Deswegen steht Aufklärung und Verhaltensforschung neben der Rettung von Delfinen an oberster Stelle. Sämtliche Einnahmen, die das Research Center erzielt, kommen den Delfinen zugute.
Die Besucher haben täglich die Möglichkeit selbst mit den Meeressäugern zu interagieren, vorausgesetzt, die Tiere kommen freiwillig und wollen auch wirklich beschäftigt werden. Angefangen beim Spielen mit einem Delfin übers Bemalen lassen eines T-Shirts bishin zum Schwimmen mit den grauen Säugern und Trainer für einen Tag – es gibt sehr viele Möglichkeiten, um unvergessliche Eindrücke zu sammeln und zugleich sind es wichtige Standbeine für die Finanzierung der Einrichtung. Auch für alljene Besucher, die respektvollen Abstand zu den Tieren halten wollen, lohnt sich ein Besuch im Dolphin Research Center, so kann man unter anderem den Trainern und Wissenschaftlern bei der Arbeit „über die Schulter schauen“ und neue Erkenntnisse über das Verhalten der Meeressäuger gewinnen. Unser Fazit: Nicht verpassen!
Unsere Recherchen wurden vom Fremdenverkehrsbüro der Florida Keys & Key West unterstützt.
Rührende Geschichten und zwei bemerkenswerte Einrichtungen. Wir hatten das Dolphin Center für unsere Florida Reise im Winter bereits auf der Agenda, vom Turtle Hospital wussten wir bisher noch nichts. Vielen Dank für die Anregung undden tollen Vorgeschmack. Toll be- und geschrieben!