Drei Wörter, bei denen ein Großteil der Balinesen nur noch die Augen verdreht: „Eat Pray Love„. Der weltweite Erfolg dieses Bestseller-Romans und der anschließenden Kino-Verfilmung mit Julia Roberts hat Ubud in den letzten Jahren mit all seiner Wucht getroffen. Das ehemals idyllische Künstlerdorf im Hinterland von Bali, einst malerisch eingebettet in üppige Reisterrassen, ist heute vor allem eine Touristenattraktion mit zwei Gesichtern:
Ab den frühen Morgenstunden strömen hunderte Vans und Busse aus allen Himmelsrichtungen in die schmalen Gassen von Ubud, werfen die mit Kameras und Sonnenhut bewaffnete Touristenschar mitten hinein in das plötzlich sehr trubelige Geschehen. In Hundertschaften strömt man nun in den „Sacred Monkey Forest“ (Eintritt: 10.000 IDR) und posiert für einen Schnappschuss mit den rotzfrechen – aber heiligen Affen.
Diese haben neben der Jagd auf Bananen auch eine Vorliebe für Sonnenbrillen und Digitalkameras entwickelt. Auch die Marktstände, Boutiquen und Cafés füllen sich im Bruchteil von Minuten, während ein eher kleiner Teil der Besucher kulturelles Interesse am schön gestalteten Palast des letzten Fürsten von Ubud oder dem benachbarten Tempel Pura Taman Kemude Saraswati zeigt.
Ubuds zweites Gesicht: Ruhe und Romantik am Abend
Am späten Nachmittag hingegen, wenn die Tagestouristen ihre gekauften Bananen verfüttert und allerlei Nippes in die Souvenir-Tüten gewandert ist, enthüllt Ubud sein zweites Gesicht. Die Straßen sind nun wie leergefegt, ganz langsam kehrt der etwas verschlafene Charme des früher vor allem bei Backpackern beliebten Städtchens zurück. In aller Ruhe und Gemütlichkeit kann man nun durch die Gassen schlendern und die wahren Schätze der lokalen Künstlerszene bewundern.
Oder sich für eines der zahlreichen Restaurants entscheiden, die für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas zu bieten haben. Der pulsierende Trubel des Tages ist verflogen, ein mystischer Zauber umhüllt nun die Straßen im flackernden Licht der Straßenlaternen. Die romantischsten Settings für genussreiche Momente zu zweit bieten das Bridges Bali sowie das Swept Away at The Samanya, aber auch sonst finden sich schon für wenige Euro höchste Gaumenfreuden in Ubud.
Für das passende Unterhaltungsprogramm am Abend ist in Ubud ebenfalls gesorgt, denn täglich werden in den Tempeln unterschiedliche Shows dargeboten, die vor allem traditionelle Aspekte des allgegenwärtigen Hinduismus aufgreifen. Was auf den ersten Blick etwas touristisch wirkt, entfaltet zu unserer Überraschung jedoch nach Sonnenuntergang im Schein der Kerzen und Fackeln eine fast magische Wirkung.
Besonders empfehlenswert ist der Kecak Fire & Trance Dance, bei dem gut 100 Darsteller in einer atemberaubenden Show einen Auszug des Epos Ramayana darbieten und vor allem mit beeindruckenden Gesängen unterlegen. Die aufwändige Inszenierung mit Kostümen, untermalt von Tönen aus einer längst vergangenen Zeit, das zauberhafte Ambiente und die gesamte Darstellung sind unserer Meinung nach jeden Rupiah wert und uneingeschränkt empfehlenswert (Tickets um 80.000 IDR).
Hinweis: Das Video enthält nicht ausschließlich Material aus Ubud, sondern ist von uns um einige Tempelaufnahmen aus anderen Regionen von Bali ergänzt worden.
Die einst üppigen Reisterrassen wurden in jüngster Zeit immer mehr durch den Boom Ubuds und das Zusammenwachsen der umliegenden Dörfer verdrängt. Der wirtschaftliche Nutzen eines Baugrundstückes ist heute bedeutend höher als die Landwirtschaft und so bedarf es schon eines ausgiebigeren Spaziergangs hinaus aus dem Trubel des Ortszentrums, um die Ursprünglichkeit der Region zu entdecken. Je weiter man sich vom Monkey Forest entfernt, desto geringer wird nach und nach die Bedeutung des Tourismus. Nur einige Ateliers und hochbegabte Künstler hoffen auf zufällig vorbeischauende Passanten, während die Bauern des Umlandes vom touristischen Hype nur wenig zu spüren bekommen.
Nicht so in Tegalalang, einige Kilometer oberhalb von Ubud: Hier finden sich auch heute noch ausufernde Reisterrassen, die bei guten Lichtverhältnissen so dramatisch schön und malerisch wirken, dass die örtliche Gemeinschaft für einen Foto-Stopp mittlerweile abkassiert (10.000 IDR pro Person). Dennoch düsen auch hier im Tagesverlauf Tausende Autos und Touristen über die Hügel, um den perfekten Ausblick auf die Reisfelder zu erhaschen. Und zugegeben: Man hat sein Geld in Indonesien schon schlechter investiert!
Hotel statt Tagesausflug: Ubud über Nacht
„Eat Pray Love“ hat der Region um Ubud einerseits einen gehörigen Aufschwung verliehen, andererseits konnte der ursprüngliche Charme den Massen ausländischer Besucher natürlich nicht standhalten. Dennoch ist Ubud auch heute noch einen Besuch wert, jedoch sollte dieser nach Möglichkeit länger ausfallen, als nur ein Tagesausflug in der Kolonne herandüsender Busse. Wir empfehlen eine idyllische Unterkunft in einer der Seitenstraßen oder am Ortsrand, um die Sehenswürdigkeiten Ubuds auf eigene Faust (und antizyklisch) erkunden zu können.
Unsere Hoteltipps: ($$$+) Uma by COMO ($$+) Komaneka at Monkey Forest ($$) Kenanga Boutique Hotel. Spartipp ($): Das authentisch balinesische Bayu Guest House bietet mit Zimmerpreisen (inkl. Klimaanlage, TV mit DVD Player, Kühlschrank, Wifi und Frühstück) ab 35 Euro ein fantastisches Preis-Leistungsverhältnis und liegt direkt am Rande eines kleinen Reisfeldes in einer Stichstraße der trubeligen Monkey Forest Street. Recht einfach gehalten, aber mit viel Liebe von der Familie geführt!
Großartige Insel. Die Äffchen sind unheimlich niedlich.