Es wird tagsüber nicht richtig hell, die Landschaft ist in tristes Grau gehüllt und bei den eisigen Temperaturen kann man draußen ohnehin nichts erleben. Was will man denn bitte in Island im Winter? Die Schublade mit Vorurteilen über den zweitgrößten Inselstaat Europas ist bei vielen Deutschen prallgefüllt, doch entspricht dieses Bild auch der Realität?
Nur drei entspannte Stunden nach dem Start in Frankfurt setzt unsere Icelandair Maschine schon zum Landeanflug auf den Flughafen Keflavík an, der rund 60 Kilometer westlich von der Hauptstadt Reykjavík liegt. Kurz darauf sitzen wir bereits im komfortablen Flybus und erreichen nach etwa 45minütiger Fahrt das Icelandair Hotel Marina direkt am Hafen.
Die Sonne ist bereits untergegangen und ein romantischer Mantel legt sich über die Stadt. Statt greller weißer Lichter sorgen die überwiegend gelblichen, gedämpften Laternen Reykjaviks für ein Gefühl von Ruhe und Behaglichkeit. Der Himmel ist fast sternenklar und macht uns Hoffnung für ein erfolgreiches Abenteuer in der ersten Nacht.
Inhaltsverzeichnis
Nordlichter-Tour auf der Jagd nach Aurora Borealis
Wir haben bei Time Tours eine Northern Lights Tour gebucht (ca. 45 EUR pro Person) und werden pünktlich um 20:30 Uhr abgeholt, um auf der Suche nach den faszinierenden Licht-Phänomenen die Stadt möglichst schnell hinter uns zu lassen. Nur in der Abgeschiedenheit und Dunkelheit des Landesinneren sind die meist grünlichen Erscheinungen der Nordlichter am Himmel zu erkennen, doch eine Garantie gibt es dafür nicht.
Generell ist das isländische Wetter nicht nur im Winter für seine Wechselhaftigkeit bekannt. Wer kein Glück mit den Nordlichtern hat, wird kostenlos auf die Tour am nächsten Abend umgebucht. Doch der Himmel scheint es gut mit uns zu meinen, als die leichte Wolkendecke zu vorgerückter Stunde plötzlich verschwindet und wie von Geisterhand die ersten Leuchtschleier über uns auftreten. Ein eiskalter Wind bläst um unsere Nasen, doch der Anblick dieser einzigartigen Erscheinung lässt die frostigen Temperaturen vergessen.
Foto-Tipps: Wie ihr die Nordlichter in Island am besten fotografiert, erfahrt ihr sehr ausführlich im tollen Blog der 5Reicherts und ihrem grandiosen Nordlicht-Special!
Island im Winter: Naturwunder auf dem Golden Circle
Am nächsten Morgen ist die Kälte verflogen, milde 10 Grad zeigt das Thermometer und die Sonne erkämpft sich tapfer ihren Platz am Horizont. Beste Voraussetzungen für unsere Golden Circle Tour, die auch im Winter bei keiner Island-Reise fehlen darf. Die größte Vulkaninsel der Erde macht die imposanten Naturgewalten hautnah erlebbar. Zu den Highlights des Golden Circle in Island zählt zum Beispiel der Þingvellir Nationalpark, in dessen Umgebung die Kontinentalplatten Europas und Amerikas auseinander driften.
Atemberaubend sind auch die Geysire im Geothermalgebiet Haukadalur, wo der besonders aktive Geysir Strokkur regelmäßig eine kochende Wassersäule bis zu 35 Meter in die Höhe schießt. Gänsehaut-Atmosphäre erleben wir auch am mächtigen Gullfoss-Wasserfall, dessen tosende Wassermassen ungebändigt über zwei Fallstufen in die Tiefe rauschen. Ein großer Vorteil von Island im Winter: Die Sehenswürdigkeiten sind nicht überlaufen und man kann alle Attraktionen ungestört bewundern!
Tipp für Paare: Den perfekten Tagesausklang bietet auf dem Rückweg das Fontana-Spa mit seinen heißen Thermalbecken. Übrigens im Vergleich zur Blauen Lagune fast menschenleer!
Maritimes Flair und ein Bummel durch Reykjavik
Auch Reykjavik selbst hat uns begeistert, die Stadt vereint maritimes Flair, skandinavische Gemütlichkeit und eine hippe Straßenkultur. Nach dem Frühstück beginnen wir unseren Spaziergang durch die schönen Gassen von Reykjavik, bummeln entlang der Flaniermeilen Laugarvegur und Skólavördustígur und landen schließlich an der Hallgrímskirkja. Die Kirche ist zum Wahrzeichen der Stadt geworden und bietet von der Aussichtsplattform unter dem Glockenstuhl (Ticket 700 ISK) den besten Panorama-Ausblick über Reykjavik!
Weiter geht es hinab zum alten Hafen, wo sich die imposante Harpa Konzerthalle vor der Kulisse des Berges Esja in der bildschönen Faxafloibucht erhebt. Wochenends lohnt sich ein Besuch im nahegelegenen Kolaportid Flohmarkt, wo von kitschigem Plunder bis hin zu isländischen Kulturschätzen ein breites Spektrum angeboten wird. Im Hafen selbst liegen nicht nur viele Boote und Kutter in allen Größen, sondern auch einige kulinarische Hotspots von Reykjavik.
Im kleinen Burgerladen „Bullan“ gingen schon Stars wie U2 Sänger Bono ihren Fastfood-Gelüsten nach, während das nahe gelegene „Fiskmarkadurinn“ maritime Küche der Spitzenklasse bietet.
Kulinarische Exoten und ein viel zu schneller Abschied
Etwas versteckt (am besten einmal durch das Vikin Maritime Museum laufen) liegen im hinteren Teil des Hafens zwei echte Geheimtipps. Auch wenn es ungewöhnlich erscheint, in Island Eiscreme zu essen oder italienische Kaffeekreationen zu trinken, so solltet ihr diese Locations auf keinen Fall verpassen. Die Isabudin Valdis ist der Gelato-Himmel in Island, vor dem viele Einheimische Schlange stehen – es lohnt sich! Nur 200 Meter weiter gibt es im „Café Retro“ liebevoll zubereitete Kaffee-Spezialitäten mit Hafenblick.
Sobald die Sonne untergeht, füllen sich die Bars in Reykjavik mit einer bunten Partyszene. Die Preise sind im Vergleich zu Deutschland zwar noch immer gehoben, doch trübt das die Freude der Feiernden überhaupt nicht. Von hip-alternativ bis exklusiv-fein gibt es Locations für jeden Geschmack. Auch wir lassen uns am letzten Abend vom geselligen Strom aus guter Laune mitreißen, bevor unser Kurztripp nach Island zu Ende geht. Mit einem lächelnden und einem weinenden Auge sitzen wir in der Boeing 757 von Icelandair und blicken hinab auf die schneebedeckten Gipfel der langsam verschwindenden Landschaft…
Neben vielen Eindrücken haben wir auch die Gewissheit im Gepäck, schon bald nach Island zurückzukehren. Vielleicht ja schon im nächsten Winter?
Für eine Winterreise ist Island sieht wirklich sehr sonnig aus auf den Fotos. Da habt ihr wirklich Glück mit dem Wetter gehabt!
Island muss echt toll sein!! Ich fahre gern im Winter in den Urlaub und mache oft Wintertouren oder Skiurlaube in der Schweiz, aber würde demnächst mal was Neues probieren wollen. Und dachte da an Island. Wie sieht es da mit Ferienwohnung buchen aus – welche Städte eignen sich gut. wenn es nicht grade die Hauptstadt sein soll, oder kann jemand ein Ferienhaus empfehlen?
Nordlichter kenne ich bisher nur aus Norwegen und Schweden. In Island war ich leider noch nicht. Nachdem Anblick dieser Fotos muss ich das aber unbedingt mal ändern! Im Winter stelle ich mir eine solche Reise auch besonders reizvoll vor.
Danke für die vielen Tipps und die grandiosen Fotos! Seitdem Island im Sommer völlig überlaufen ist, ist der Winter mittlerweile wohl die ideale Reisezeit für Island. Dass es im Winter die meiste Zeit dunkel ist, bin ich aus Norwegen gewöhnt. Ich finde das sehr angenehm. Es ist mir lieber, als Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit in südlichen Ländern.
Ich sage ja schon immer, dass Island auch im Winter eine Reise wert ist. Und im November hattet Ihr ja auch noch ausreichend Tageslicht.
Vielen Dank für die tollen Fotos. Auch wenn ich beruflich häufig in Island bin, kann ich von dem Land einfach nicht genug bekommen und freue mich über tolle Reiseberichte wie diesen. Vielen Dank, Euer Sven!
Die Bilder sind wirklich klasse geworden. Island ist wirklich bezaubernd. Wir reisen dort gerne zum Angeln hin und sind jedes mal hin und weg von der Natur!
Sehr schöne Bilder – allerdings sieht es gar nicht so winterlich aus, wie ich es mir in Island vorgestellt habe. Ich hätte Unmengen von Eis und Schnee erwartet, aber stattdessen sieht es ja geradezu frühlingshaft aus!?
LG, Roland
Hallo Roland,
wir hatten wohl wirklich Glück mit dem Wetter. Viel Sonne, angenehme Temperaturen, keinerlei Schnee – und das Mitte November. Wenige Tage später kam dann der große Wintereinbruch 🙂
Viele Grüße
Alex
Wirklich sehr schöne Bilder, war letztes Jahr Ende April bis Anfang Mai dort und da ist es leider schon zu spät gewesen um Polarlichter sehen zu können.
GLG Julia
Dein Artikel kommt genau zur richtigen Zeit. Danke! Ich fliege am Donnerstag für vier Tage nach Reykjaviv und habe natürlich ein ähnliches Programm. Die blöden Voruteile, „Was willst Du denn im Winter in Island“ habe ich natürlich auch schon zu hören bekommen 😉
Wow! Die Bilder hauen mich gerade wirklich um – besonders die der Nordlichter. Absolut atemberaubend. Ich habe richtig Gänsehaut bekommen – und das liegt nicht (nur) an den Temperaturen in Norddeutschland. Auch der Geysir und der Wasserfall sind sehr beeindruckend. Island habe ich bisher als Reiseziel nicht einmal in Erwägung gezogen. Ein Fehler, wie ich sehe.
Liebe Grüße,
Janina