Unsere Anreise auf die Seychellen war ja gewissermaßen ein Wechselbad der Gefühle. Sehr entspannt und voller Vorfreude landeten wir auf Mahé, wurden dann aber bei der Immigration von einer kurzen Frage in Schockstarre versetzt. Sollte es das nun wirklich gewesen sein? Kurz vor dem Eintritt ins Paradies wieder die Heimreise antreten?
Die bangen Minuten kommen mir wie Stunden vor und die vorwurfsvollen Blicke meiner Freundin treffen mich wie Giftpfeile. Derweil eilt ein zweiter Beamter herbei, prüft kritisch den Impfpass meiner Begleitung und befragt uns zu unserer genauen Reiseroute. Plötzlich huscht ein freundliches Lächeln über sein Gesicht und das Strahlen wirkt umgehend anstreckend – „Welcome to the Seychelles, enjoy your stay!“
Erleichterung schwenkt in Freude um. Des Rätsels Lösung liegt in einer Änderung der Einreisebestimmungen durch die Regierung der Seychellen aus Juni 2012. Demnach verlangt das Public Health Department für Ethiopian Airlines Passagiere, deren Aufenthaltszeit beim Transit am Bole International Airport in Addis Abeba unter 12 Stunden liegt, bei der Einreise am Flughafen Mahé keinen Nachweis einer Gelbfieberimpfung mehr.
Unsere Transitzeit betrug knapp 3 Stunden und somit dürfen wir passieren. Aufatmen. Die kurzzeitige Panik völlig umsonst. Ich sollte wohl gelassener werden in solchen Situationen, aber vermutlich ist etwas Unruhe im konkreten Fall so nah vorm Ziel einfach menschlich. Jedenfalls sitzen wir kurz darauf in einem Kleinbus in Richtung Hotel und bewundern fasziniert die Umgebung. Wow, ist das grün! Und schön! Hach…
Während meine Gedanken so durch die Landschaft schwelgen, führen wir ein ausgelassenes Gespräch mit unserem Fahrer. Nach eigenem Bekunden liebt er uns Deutsche. Weil er Porsche liebt, wie er sogleich hinzufügt. Und weil die Deutschen mit Klinsi so tollen Fußball spielen. Das sagt er zumindest in der Gegenwartsform, als wäre er auch heute noch Nationaltrainer. Was mich viel mehr verwundert als die Lobhudelei ist das perfekte Englisch, das er spricht. Wenn ich recht überlege, lief bereits die Kommunikation im Flughafen erstaunlich gut, dabei ist mein Französisch wirklich rudimentär…
Als wir den sog. „Clocktower“ passieren, fügt sich das Bild zusammen: Die Briten haben nicht nur den kleinen Kirchturm und Linksverkehr im Land hinterlassen, sondern sind auch Bestandteil der drei Amtssprachen geworden. Neben dem klangvollen kreolisch und französisch ist es die englische Sprache, die mittlerweile schon in der Grundschule gelehrt wird. Es ist jedoch keinesfalls so, dass die Seychellois Englisch zwar verstehen, aber nicht sprechen – im Gegenteil kommen Sie ganz offen und mit einem Lächeln auf Besucher zu und sind sehr kontaktfreudig.
Ok, zugegeben: Wir sind nicht die typischen Pauschaltouristen, die 14 Tage auf die Hotelküche vertrauen und nur geführte Ausflüge unternehmen. Vielmehr ist es doch der Kontakt mit den „Locals“, der einen erst mit Land und Leuten wirklich in Berührung bringt. Das geht auf den Seychellen ganz fantastisch und schont nebenbei das Urlaubsbudget beträchtlich 😉
Beispiel gefällig? Bus statt Taxi! Die Hauptinsel Mahé verfügt über ein gut ausgebautes Busnetz mit ziemlich regelmäßigen Verbindungen und sehr geräumigen Fahrzeugen. Die Fahrt kostet 5 Rupees, was umgerechnet knapp 30 Cent sind und zwar ganz egal, wie weit man fährt. Theoretisch ist damit sogar eine Inselumrundung möglich – in jedem Fall trifft man auf der Tour fast nur Einheimische und wird auch als „Weißnase“ mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Erneut werden wir angesprochen, wo genau wir herkommen und wie uns die Seychellen bisher gefallen.
Eine Frage, die uns im Laufe des Urlaubs noch diverse Male zu Ohren kommt und eine erstaunliche Reaktion hervorruft: Stolz! Jedes Mal, wenn wir voller Begeisterung schildern, dass wir es einfach traumhaft finden und ganz fasziniert sind, huscht wieder dieses ansteckende Strahlen über die Gesichter. „Thank you so much!“ – eine Antwort, die man in Deutschland von normalen Bürgern wohl eher nicht erhalten würde, nur weil einem Besucher das Land gefällt.
Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen und das Essen hat in nahezu allen Kulturen eine hohe Bedeutung. Auf den Seychellen kommen verschiedene Einflüsse zusammen, vor allem verschiedene Currys wurden aus der Indischen Küche übernommen und mit den maritimen Reichtümern ergänzt. Fisch steht naturgemäß ganz oben auf der Speisekarte und frischer als hier kann er nicht auf dem Grill landen – allen voran Thunfisch.
Da das Preisniveau auf den Seychellen eher auf betuchte Touristen ausgelegt ist, sind auch die Restaurantpreise gepfeffert. So verschlug es uns am ersten Abend in das viel gelobte „Boathouse“ an der Beau Vallon, mit vermeintlich toller Auswahl lokaler Küche in Buffetform. Der Preis: stolze 80 EUR für 2 Personen. Die Auswahl: überschaubar. Die Qualität: mittelmäßig. Als auch die zweite Gastronomie-Erfahrung preis-leistungstechnisch ernüchternd war, kam der Markt an der Beau Vallon wie gerufen. Markt ist eigentlich schon etwas viel gesagt: Zahlreiche Einheimische bauen ihre Pavillons auf und bereiten frisch allerlei Köstlichkeiten zu.
Mittwochs gibt es zudem einige Stände mit handgefertigten Andenken, am Wochenende (Freitag bis Sonntag) verbleiben dann nur noch Essensstände. Und die haben es in sich! Die Muttis schleppen große Töpfe mit Leckereien an, die sie nach alten Familienrezepten zubereiten. Nebendran brutzeln Hühnchenspieße, Thunfisch-Steaks und Frikadellen auf dem Grill. Jedes Gerichtet kostet umgerechnet nur etwa 1,30 bis 2,00 EUR und alles schmeckt wirklich großartig! Ein weiterer Stand bietet selbst gemachte Chips aus getrockneten Bananen und Süßkartoffeln, alle Speisen sind hygienisch akkurat verpackt und gekühlt.
Andere Touristen beobachten uns kritisch aus sicherer Entfernung und scheinen fast verständnislos, dass wir uns an die Stände trauen. Emma, eine der Händlerinnen, verrät uns, dass es strenge Auflagen gebe: „Deshalb trage ich sogar Handschuhe und eine Haube für die Haare auf dem Markt.“ Sie empfiehlt uns ihre bunten Kokos-Spezialitäten zum Nachtisch und verrät, dass die drei Tage unter dem Zelt ihre einzige Tätigkeit seien. Nicht mit Bedauern, sondern ziemlich überzeugt erklärt sie: „Ich arbeite nicht, um reich zu werden, sondern um zu überleben.“
Bei all der Schönheit des Landes und dem Reiz für Urlauber aus aller Welt vergisst man ja gerne mal, dass die Seychellen wahrlich kein reiches Land sind. Jeder versucht ein kleines Stück vom Kuchen abzubekommen, sodass der Tourismus längst das wichtigste Standbein des Staates (und der Bewohner) geworden ist. Gewissermaßen arbeitet ein Großteil der Bevölkerung direkt oder indirekt für die Touristen, was sicherlich ein Grund für die dankbaren Reaktionen auf unsere Lobeshymnen ist.
Und zugleich spricht Emma natürlich auch für die afrikanische Gelassenheit, die von den Seychellois perfekt verinnerlicht wurde. Nur soviel arbeiten, dass es zum Überleben reicht – mit einem Lächeln im Gesicht ist das doch ein sympathischer Gedanke. Als wir an einem anderen Stand fragen, ob in der Nähe noch ein Supermarkt offen habe, legt die Verkäuferin kurzerhand Ihre Grillzange zur Seite und begleitet uns den gut 5minütigen Weg zum kleinen Shop. Auch das gehört hier zur Gastfreundlichkeit und scheint für sie nichts Außergewöhnliches zu sein.
Wer auf die Seychellen fliegt, um seine Ruhe zu haben und nur traute Zweisamkeit zu erleben, wird sicher einen erholsamen Urlaub verbringen. Er wird jedoch das Wichtigste verpassen – Land und Leute! In diesem Sinne: Hopp hopp, raus mit dir.. es gibt so viel zu erleben!
Als ich zum ersten Mal auf den Seychellen war, hat mich sofort diese reine Luft und die Hitzewelle in ihren Bann gezogen. Das sind die ersten Eindrücke, wenn man aus dem Flugzeug steigt. Die Luft und Sonnenenergie lässt die Kopfschmerzen vom langen Flug innerhalb von Minuten verschwinden. Ich glaube, ich habe mich noch nie so wach und frisch gefühlt wie dort. Diese Sonne! Einfach unglaublich. 🙂
Die Freundlichkeit der Seychelloise ist auch noch so eine Sache!
Man fühlt sich akzeptiert, respektiert und wird als Mensch behandelt. In Europa sind wir leider nur „Cogs in the machine“ mittlerweile.
Also auf jeden Fall ist es wert diesen Ort einmal im Leben bereist zu haben.
Gruß,
Natalie
Hallo.
Eine frage.hast du im Flughafen von adis abeba einen Stempel von Äthiopien in deinen Pass bekommen.
Wir haben nämlich das selbe Problem mit einreise nach Südafrika und die Botschaft sagt bei keinem Stempel im Pass von Äthiopien gibt es keine Probleme?
Hallo,
hoffentlich frage ich den oder die „richtige/n“:
auch ich werde im Dezember 2016 nach Kapstadt mit Ethiopian airline und Zwischenstation in Addis Abeba fliegen. In Addis Ababa möchte ich eine Stadtbesichtigung von ca.10 Stunden machen, Addis ist offiziell gelbfieber-frei.
Aber: wird mein Reisepass gestempelt und wenn ja, was machen dann die südafrikanischen Grenzbeamten?
jetzt bin ich sooo gespannt, ich fliege morgen auch über addis auf die Seychellen.
Toller Bericht
Hallo,
hoffentlich frage ich den oder die „richtige/n“:
auch ich werde im Dezember 2016 nach Kapstadt mit Ethiopian airline und Zwischenstation in Addis Abeba fliegen. In Addis Ababa möchte ich eine Stadtbesichtigung von ca.10 Stunden machen, Addis ist offiziell gelbfieber-frei.
Aber: wird mein Reisepass gestempelt und wenn ja, was machen dann die südafrikanischen Grenzbeamten, wenn ich keine Gelbfieber-Impfung habe?
Schöne Eindrücke, die du hier vermittelst. Wir fliegen dieses Jahr auch auf die Seychellen und der Tipp mit den Ständen werde ich beherzigen. Mal gucken, ob ich meine Freundin auch davon überzeugen kann 🙂
Hast du auch Tipps bezüglich günstigen Unterkünften und/oder Erfahrung mit privaten Unterkünften wie beispielsweise über AirBnB?
Günstige Unterkünfte sind in der Tat nicht ganz einfach. Relativ gesehen (im Vergleich zu 4 oder 5 Sterne Resorts) gibt es zwar GÜNSTIGE(re) Angebote, aber im Vergleich zu anderen Reisezielen ist es immernoch recht teuer. Wann genau fliegt ihr? Wir haben tatsächlich letzte Woche auch spontan Flüge gebucht und sind Mitte September wieder auf den Seychellen 🙂
Hallo Alex,
bei uns ist es fast der komplette November und wir freuen uns riesig darauf! Wir sind soweit auch schon mit Gästehäusern versorgt. Allerdings haben wir bei einem auf Mahe erfahren, dass es wohl mehr ein Keller ist als eine Ferienwohnung.
Deswegen hatte wir uns mal um Alternativen bemüht und sind auf AirBnB gestoßen. Allerdings stand dort in einigen Kommentaren, dass die Unterkünfte wenige Tage vorher storniert wurden und das hat uns eher abgeschreckt.
LG
Christian
Erstmal hut ab, der Blog ist echt toll und wenn ich eure Bilder sehe, gerate ich gleich wieder ins schwärmen ;)!
Auf Praslin kann ich das Beryaja Hotel wärmstens empfehlen, es ist sauber, ordentlich und die Mitarbeiter sind super herzlich und kümmern sich um euer Wohlbefinden!
Schaut gerne mal auf meinem Blog vorbei, der noch in Arbeit ist!
Die Ausreisesteuer gibt es nach wie vor und es sind nicht 20 EUR pro Person, sondern 50 USD (~40 EUR). Das einzige, was sich geändert hat, ist die Tatsache, dass die Steuer nunmehr im Flugticketpreis inkludiert ist.
Womit letztlich trotzdem der Kunde bezahlt –
von „abgeschafft“ kann man also nicht sprechen 😉
Tja, „wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen“. Ich habe deinen Bericht genossen. Vermutlich haben wir uns knapp verpasst, ich war im Oktober im selben Hotel auf Mahé. Und auch ich bekam einen kleinen Schreck, als mir kurz vor meinem Rückflug jemand erzählte, dass auf den Seychellen eine Ausreisesteuer von 20,00 Euro pro Person zu zahlen ist, bar, in Devisen. Eine Bezahlung mit Bankkarte, Kreditkarte oder in einheimischer Währung sei nicht möglich. Woher in dem Moment so schnell Euros bekommen? Zum Glück war aber auch diese Regelung mittlerweile abgeschafft worden, und ich konnte problemlos ausreisen.
Grüße
Udo Weisner aka Jo Igele