Zwei Deutsche mit mangelhaften Französisch-Kenntnissen beginnen ihre Flittermonate in Frankreich – das kann ja eigentlich nichts werden. Optimistisch denken, „mit Händen und Füßen wird es schon gehen“. Poitou-Charentes war uns bisher als Reiseziel noch unbekannt, lediglich die knuffigen Poitou-Esel konnten wir mit der Region in Verbindung bringen. Unsere Reise sollte uns schon bald zeigen, dass der Westen Frankreichs mit einer beeindruckenden Vielfalt an Landschaftsbildern und Attraktionen lockt. Und man mag es kaum glauben: Englisch können sie dort auch ganz gut! 😉
Inhaltsverzeichnis
Poitiers: Auf Zeitreise durch die malerische Altstadt
Startpunkt unserer Reise ist Poitiers, Hauptstadt des Départments und von Deutschland super mit dem TGV über Paris erreichbar. Die schmucke Stadt am Fluss Clain lockt mit einer Fülle imposanter Bauwerke und beheimatet allein 78 geschützte Kulturdenkmäler, die einen Spaziergang durch die steilen Gassen innerhalb der noch erhaltenen Stadtmauer zu einer Zeitreise verwandeln. Beeindruckend finden wir neben der Kirche Notre-Dame-la-Grande vor allem das Rathaus (Hôtel de Ville) von Poitiers mit seinem großen Vorplatz, der sich toll dazu eignet, auf einer Bank Platz zu nehmen und den Charme des bunten französischen Stadtlebens in vollen Zügen aufzusaugen.
Als idealer Ausgangspunkt für unsere Erkundungstouren erweist sich die romantische Pension Les Cours du Clain, die idyllisch in eine üppige Gartenlandschaft integriert ist. Fabienne, die sympathische Besitzerin, hat hier ein kleines Paradies mit nur 5 Zimmern geschaffen und ist stets darauf bedacht, den Aufenthalt ihrer Gäste so angenehm wie möglich zu machen. Das Anwesen liegt auf der anderen Fluss-Seite im grünen Tal und ist eine wahre Oase der Ruhe – von idyllischem Vogelgezwitscher mal abgesehen 😉
Marais Poitevin: Mit Gondoliere durch französische Sümpfe
Unsere Route führt weiter in Richtung Atlantikküste, doch vorher machen wir noch auf halber Strecke einen ausgiebigen Zwischenstopp im Landesinneren. Das Städtchen Coulon in der Region Marais Poitevin erwartet uns, das aufgrund seiner Sumpflandschaften und Kanäle auch das „grüne Venedig“ genannt wird. Und tatsächlich ist eine gewisse Ähnlichkeit nicht zu leugnen – was liegt da näher als die Umgebung auf einer gemütlichen Bootsfahrt zu erkunden? Wer ganz entspannt die Natur genießen möchte, überlasst den anstrengenden Teil einem ortskundigen Guide (z.B. von Cardinaud), der zudem viel über die Flora und Fauna zu berichten weiß. Einfach zurücklehnen und die Landschaft bewundern 🙂
Eine super Empfehlung für eine romantische Unterkunft ist das „Hotel Le Central“ im Ortskern mit sehr gutem Preis-Leistungs-Verhältnis sowie einem mehrfach ausgezeichnetem Restaurant. Die schön gestalteten Zimmer befinden sich im Haupthaus sowie einem kleinen Vorbau im Garten, Frühstück und Parkplätze gibt es kostenlos. Direkt neben dem Hotel ist ein Fahrradverleih, der Drahtesel für eine Fahrt durch die schönen Gassen bereitstellt. Na und als wir endlich auf einem Feld die echten Esel entdecken, ist das Glück ohnehin perfekt! 😀
Insel Oléron: Köstlichkeiten, Strände und Meer
Von Coulon erreichen wir in weniger als zwei Stunden die Île d’Oléron an der Atlantikküste, nach Korsika die zweitgrößte französische Insel in Europa. Die beliebte Urlaubsinsel mit einem sehr milden Klima hält einige Attraktionen bereit: Im Austerndorf Cité de l’huitre kann man den Fischern bei der Arbeit zuschauen oder den Fang gleich frisch vor Ort verköstigen. Zudem locken in den bunten Hütten auch immer mehr Künstler mit ihren faszinierenden Werken und Ausstellungen. Im „Le Buccin“ am Ende des Kanals genießen wir mit Blick auf den Atlantik fantastisches Seafood und eine sanfte Brise. Anschließend gibt es etwas Sport zur Verdauung:
Der Leuchtturm „Le Phare de Chassiron“ verwöhnt nach 224 schweißtreibenden Stufen hinauf zur Panorama-Plattform mit atemberaubender Aussicht auf Oléron und die benachbarten Inseln. Vor allem die Westküste von Oléron überrascht uns mit kilometerlangen Stränden, die ideal für einen romantischen Spaziergang geeignet sind. Um den charmanten Fischerhafen „La Cotinière“ hat sich derweil eine stattliche Anzahl an Bars und Restaurants positioniert, weshalb die Einheimischen oft nur von „Las Vegas“ sprechen – reichlich übertrieben und doch machen hier einige Touristen die Nacht zum Tag. Perfekter Gegenpol ist das romantische Hotel „Le moulin de la Borderie“ im malerischen Garten mit Pool, das vier individuelle Zimmer und einen hervorragenden Service bietet. Hier lässt es sich wunderbar entspannen!
La Rochelle: Maritimer Flair und romantische Parks
Zum Abschluss unserer Küstenroute erreichen wir die Hafenstadt La Rochelle, die uns von der ersten Sekunde an verzaubert. Eine Fahrrad-Tour durch die weitläufigen Stadtparks und die schmalen Gassen mit ihren Bogengängen ist der perfekte Einstieg, um uns einen guten Überblick zu verschaffen und zugleich möglichst viel Atlantik-Luft zu schnuppern. Der alte Hafen „Vieux Port“ ist das pulsierende Zentrum der Altstadt und bündelt zugleich eine Vielzahl an Attraktionen. Wir flanieren vor der Kulisse der beiden Festungstürme Tour St.-Nicolas und Tour de la Chaine, während die vielen Bogen- und Arkadengänge auch in der Mittagszeit angenehm schattig sind. Besonders sehenswert sind das Rathaus und der Sitz der Handelskammer, aber schon der Eingang vom Hafen zur Altstadt – Porte de la Grosse Horloge (ein alter Uhrenturm mit Torbogen) – ist außergewöhnlich schön.
Unbedingt besuchen sollte man das Aquarium von La Rochelle, eine der größten und modernsten Unterwasserwelten in ganz Europa. Wir sind vor allem von den riesigen Haifisch-Becken fasziniert, auch sonst wurde mit viel Liebe fürs Detail eine lehrreiche und sehr unterhaltsame Einrichtung erschaffen. Am Abend gibt es eine Vielzahl guter Restaurants – die beste Adresse am Platz ist das „Les 4 sergents“ mit ausgezeichneten Menüs zu bezahlbaren Preisen. Absolut lecker! Hoteltipp: Das von der Straße sehr unscheinbare Hotel „Entre hôtes“ wird von einem sympathischen Ehepaar betrieben und hat im Garten einen echten Romantik-Hotspot zu bieten – das Zimmer „Cave“ im Höhlendesign mit Steinwänden und beleuchteter Badewanne. Der Hammer!
Poitou-Charentes ist eine tolle Reiseregion und von Deutschland sowohl mit dem Auto als auch mit dem Zug super erreichbar. Ich liebe ja Fischerhäfen und maritime Städte, daher hat mich vor allem die Atlantikküste begeistert. Aber auch das Landesinnere braucht sich nicht zu verstecken, die langen Landstraßen durch grüne Weiden und charmante Dörfer waren perfekt für eine Rundreise mit dem Auto! Mein Tipp: Einfach mal einen Tag ohne Karte und Navi „frei Schnauze“ durch die Region fahren und ganz ursprüngliche Orte entdecken!
Die Region bietet jede Menge Abwechslung und ist sowohl für Familien, als auch für Paare toll für einen Urlaub geeignet. Durch die Nähe zu Deutschland spart man sich vor allem die Strapazen eines langen Fluges. Mir hat La Rochelle besonders gut gefallen, hier möchte ich unbedingt schon bald ein paar Tage mehr verbringen! Mein Tipp: In kleinen, romantischen Bed & Breakfast-Pensionen schlafen, statt auf große Hotelbunker im Einheitsstil zurückzugreifen. Es gibt wirklich unzählige dieser idyllischen Oasen im Westen Frankreichs.
Der Westen Frankreichs hat in der Tat viel zu bieten. Nicht nur Urlaub am Atlantik. Sondern auch viele kulturelle Schönheiten und Naturlandschaften. Wie das Tal der Loire, die Sumpf- und Wasserlandschaften in der Gascogne, die Weinberge in der Region Cognac. Und natürlich interessante Städte und Fischerhäfen wie La Rochelle, Bordeaux, Poitou und Saint Nazaire. Bestimmt haben die Franzosen an der Atlantikküste eine spezielle Mentalität. Immerhin leben sie etwas am Rande des Landes.
Hallo,
ich wohne auf dem Land in Poitou-Charentes, „in der Mitte“ von Poitiers (70km, eine alte schöne Stadt) und La Rochelle (70km, auch eine tolle Stadt), nicht sehr weit von Le Marais Poitevin (30km ; auch im Herbst und Winter zu sehen). Das freut mich, dass Sie über unsere schöne Gegend schreiben und dass Sie diejenige für eine tolle Reiseregion halten. Ich vermiete eine kleine renovierte Wohnung „Le Petit Pillac“ in einem sehr kleinen Ort und das würde mich freuen, deutsche Familien zu empfängen. Es gibt tatsächlich viel zu tun in der Region, auch mit Kindern, wie z.B. le Parc du Futuroscope in der Nähe von Poitiers. Viele kulturellen Veranstaltungen wie z.B. „les nuits romanes“, die bald anfängen. Auch sind wir nicht sehr weit von den berühmten „Le Puy du Fou“, in Vendee.
Ja, das würde mich freuen, deustche Familien zu empfängen.
Mit freundlichen Grüssen
Toller Bericht…diese Gegend war mir als Reiseziel bisher noch unbekannt.