Vorletztes Wochenende war ich ja auf „Heimaturlaub“ in Frankfurt und verbrachte die zweite Nacht im Goldman 25hours Hotel an der Hanauer Landstraße. In direkter Nachbarschaft befindet sich das Dialogmuseum – von Touristen geliebt, bei den Hessen noch etwas unterschätzt. „Was soll ich denn im Museum?“ habe ich da gelegentlich vernommen oder „Nee lass mal, wie langweilig“. Als ich dann erzählt habe, was genau im Dialogmuseum stattfindet, wurden die Blicke schon weniger verständnislos. In diesem Sinne: Was soll ich denn im Museum? Das verrate ich euch…
Das Dialogmuseum Frankfurt ist kein normales Museum, vielmehr ist eine eindrucksvolle Welt der Dunkelheit. Ja, richtig gelesen – im Dialogmuseum ist es dunkel, stockfinster. Nicht mal ein beleuchtetes Uhren-Ziffernblatt ist erlaubt. Nach einer kurzen Einweisung taucht man ab in ein (für Sehende) unbekanntes Universum des Ertastens, Hörens und Fühlens. Geführt von einem blinden Guide, der die Sinnesreise mit klaren Anweisungen führt und begleitet. Dialog im Dunkeln nennt sich das sinnesschärfende Standard-Programm, bei dem in 60- bis 90minütigen Führungen unterschiedlichste Alltagssituationen im lichtlosen Raum zu bewältigen sind.
Nach kurzer Zeit habe ich eine Vermutung, um welches Land es sich handeln könnte. Der nächste Hinweis zeichnet sich ab… ein Holzstamm. Vielleicht ein Kreuz? Oder ein Pfahl? Die Vermutung wird zur Gewissheit, als wir mit ausgestreckten Beinen am Boden liegen und der landestypischen Musik lauschen. Nach klassischen Einspielern legt plötzlich ein bekannter Rocker los und bringt mit seiner Stimme meinen Körper in Schwingung. Ist das nicht..? Na klar – jetzt bin ich mir sicher. Der Besucher neben mir kommt mit dem Kontrollverlust offensichtlich noch nicht klar und meint seinen fehlenden Sehsinn durch alberne Witze und lautes Poltern wettmachen zu müssen. Gestandene Männer werden hier zu hilflosen Lämmern. Die Tour neigt sich dem Ende zu und unser Guide leitet uns in die Dunkelbar – wer sich vorher ein paar Euro eingesteckt hat, kann hier für schmales Geld einen Drink oder Snacks bestellen. Bezahlt und verzehrt wird – man ahnt es schon – weiterhin im Dunkeln, während unser Guide eine kleine Gesprächsrunde zum Abschluss einleitet.
Wow, was für ein Erlebnis! Es fällt mir schwer, die Eindrücke in Worte zu fassen – ich denke, jeder sollte es einfach mal selbst erlebt haben. Man geht mit einem anderen Bewusstsein nach Hause und macht sich viele Gedanken – es ist prägend und bewegend zugleich. Unseren Tipp des unsichtbaren Landes (den wir natürlich hier nicht verraten) schreiben wir auf unsere ‚Bordkarten‘ und werfen sie in die Lostrommel. Immerhin winkt u.a. eine ganz reale Reise durch das gesuchte Land 🙂 Übrigens bietet das Dialogmuseum auch ein eigenes Dunkelrestaurant namens Taste of Darkness. Wer es also nicht mehr zum Sommerprogramm „Blinder Passagier“ schafft oder seinen Museumsbesuch der anderen Art noch das emotionale Sahnehäubchen aufsetzen möchte, der informiert sich am besten auf der ausführlichen Internetseite. Da die Führungen und alle Sonderveranstaltungen stets gut besucht sind, wird eine Vorab-Reservierung dringend angeraten!
Fazit: Das Dialogmuseum Frankfurt ist empfehlenswert für Jung und Alt, erfüllt spielerisch einen wichtigen Bildungsauftrag und macht dabei wirklich Spaß! Weit mehr als ein „normales Museum“.
DIALOGMUSEUM Frankfurt am Main
Facebook | Twitter | Gutscheine | Anfahrt |
Hotline 069 – 90432144
Hanauer Landstraße 137-145
60314 Frankfurt am Main
Hallo Alex,
das Dialogmuseum will ich schon lange mal besuchen, aber mich hat bisher immer das Vorreservieren davon abgehalten. Ich jedoch habe von vielen Frankfurtern bereits gehört, dass das ganze sehr spannend sei oder man zumindest einen Besuch geplant habe…
Dein Bericht hat auf jeden Fall meine Neugier nur noch gesteigert und ich werde einen Besuch dort möglichst bald mal in Angriff nehmen.
Liebe Grüße aus deiner Heimat 😉
Jana