Lantern floating Hawaii: Many rivers – one ocean

Lantern floating Hawaii: Many rivers – one ocean

Wo wollen die nur alle hin? Sandra liegt mit Kopfschmerzen im Hotel und ich wollte nur noch eine kleine Foto-Tour machen. Neugierig schlendere ich durch die Gassen Waikikis und gerate eher durch Zufall in einen Pulk Einheimischer. Auffällig viele sind es und herausgeputzt haben sie sich. Es ist Memorial Day in den Vereinigten Staaten, vermutlich liegt es daran. Grobe Laufrichtung: Ala Moana Beach Park.

Das trifft sich eigentlich gut, denn genau dort soll es laut meinem Travel Guide traumhaft schöne Sonnenuntergänge zu bewundern geben. Ob aber tatsächlich ein Sonnenuntergang das Ziel dieser „Pilgerschaft“ ist? Ich habe meine Zweifel.

Lantern floating Hawaii: Many rivers – one ocean

Es sollte ein denkwürdiger Abend werden, der mich aufwühlt und bewegt. Am Tag zuvor besuchten wir bereits Pearl Harbor, den geschichtsträchtigen Insel-Hafen, der zum Drama und Trauma für US-Amerikaner und Japaner wurde. Nachvollziehbar, dass der Memorial Day hier auf Oahu also eine noch wichtigere Bedeutung hat. Als ich mich dem Park nähere und die Menschenmassen erblicke, bin ich hin- und hergerissen. Umdrehen oder mitgehen? Die Neugier siegt. Der Anblick am Strand gleicht einem großen Open Air-Festival und doch liegt ein besonderer Zauber in der Luft.

Ala Moana Beach Park, Waikiki Oahu (Hawaii)

Ich wühle mich in Richtung Wasser und versuche auf Zehenspitzen einen Blick auf das Geschehen zu erhaschen. Bin immer noch unsicher, was nun passieren mag. Plötzlich hallt eine Stimme aus den Lautsprechern und begrüßt freundlich die „verehrten Besucher aus aller Welt“. Unter großem Applaus wird das „Light of Harmony“ entzündet und ähnlich der Eröffnungszeremonie bei den Olympischen Spielen entflammt ein großes Feuer als Symbol für Frieden und Harmonie.

Ich blicke in Gesichter zwischen Trauer und Hoffnung, viele Menschen um mich herum halten sich an den Händen. Die nun fast schlagartig vom Himmel verschwindende Sonne ist offensichtlich das Startsignal der folgenden Geschehnisse, denn im Gleichtakt drehen sich die Köpfe zum Meer. Aus der Ferne nähern sich einige Ruderboote mit Windlichtern…

Lantern Floating Hawaii

Heute weiß ich: Das Lantern Floating am Memorial Day ist auf Hawaii schnell zum beliebten Brauch für Menschen aller Kulturen und Religionen geworden. Über 40.000 Besucher zieht es nach Honolulu, um diesem bewegenden (ursprünglich buddhistischen) Ritual beizuwohnen. Wer früh morgens am Park erscheint, ergattert mit Glück eine der 1.000 Laternen und darf sie anschließend mit persönlichen Nachrichten, Gebeten und Erinnerungen verzieren.

Eine wertschätzende Geste der Trauer und der Sehnsucht zu Ehren alljener geliebter Menschen, die von uns gegangen sind. Voluntäre setzen die Laternen dann nach Sonnenuntergang auf das Wasser und schaffen in der Bucht vor Honolulu den Ozean der Versöhnung und Verständigung. Wer möchte, darf die Laternen aber auch selbst ins Wasser gleiten lassen und damit persönlich Abschied nehmen. Die Atmosphäre beim Lantern Floating ist trotz (oder gerade aufgrund) der vielen Menschen atemberaubend.

Honolulu Lantern Floating on Memorial Day

Neben mir steht plötzlich ein etwa 5-jähriges Mädchen und hält gemeinsam mit ihrer Mutter eine bunt bemalte Kerze in der Hand: „Daddy, I miss you so much! In love, Catherine“. In Kombination mit der leisen, melodramatischen Musik ist Gänsehaut und ein dicker Kloß im Hals unvermeidbar. Auch meine Gedanken schweifen ab. Plötzlich habe ich Bilder meines fröhlichen Abi-Kumpels vor Augen, der sich kürzlich das Leben genommen hat. Catherines Mutter hat derweil die schwimmende Kerze auf das Wasser gesetzt und wischt gerade ihrer Tochter die Tränen aus dem Gesicht.

Es ist bewegend und irritierend bei der Trauer fremder Menschen so hautnah dabei zu sein. Doch als langsam wieder ein Lächeln über die Gesichter huscht, bin ich froh, ganz unverhofft Teil dieser Geschichte geworden zu sein. In diesem Moment wird mir klar: Lantern Floating ist keine Zeremonie für den Tod und die Trauer. Nein, es ist eine Zeremonie für das Leben und die Zuversicht!

Hawaii Sonnenuntergang Oahu

1000 schwimmende Kerzen vor der Küste Honolulus

Schwimmkerzen mit Erinnerungen an die Verstorbenen

Lantern Floating Zeremonie auf Hawaii

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Alex
Alex

Alex Mirschel hat FINEST PLACES bereits 2010 gegründet und viele Jahre unter dem Namen Niedblog zu einem der einflussreichsten Luxus-Reiseblogs in Europa entwickelt. Seit dem Rebranding 2022 ist er unter FINEST PLACES unterwegs. Der Frankfurter Diplom-Verwaltungswirt war ursprünglich im öffentlichen Recht tätig und hielt einen Lehrauftrag als Dozent für Soziologie. Heute ist er selbstständiger Berater und Netzwerkpartner von Realizing Progress. Der Digital-Experte entwickelt Strategien, Kommunikationskonzepte und begleitet Veränderungsprozesse von Unternehmen und Destinationen.

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4 Kommentare

  1. 31. März 2014 / 10:27

    Wow, da bekommt man ja richtig Gänsehaut bei den Bildern. Sehr romantisch finde ich auch die Lichtfestivals, die es hier in Europa gibt, zumindest für diejenigen Verliebten, die sich leider keine Reise nach Haweii leisten können

  2. 11. Januar 2013 / 00:19

    Ui, voll schön! Besonders das Bild mit dem Handydisplay find gelungen! Mach ich auch gern solche Aufnahmen 😉

  3. 8. Januar 2013 / 15:34

    Liebe Manuela,

    das Gefühl ist schwer in Worte oder Bilder zu fassen, aber es war wirklich beeindruckend. Dir auch ein frohes neues Reisejahr!

    Mit etwas neidvollen Grüßen (wegen Südafrika)
    Alex

  4. 8. Januar 2013 / 14:10

    Frohes neues Jahr wünsche ich dir noch.

    Das sieht wirklich klasse aus, trotz der vielen Menschen 🙂

    LG

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